Dass Fast Fashion auf Kosten von Mensch und Umwelt geht, ist uns allen klar. Oft genug wir uns ein bewusster Konsum durch die Verlockungen der Modeindustrie aber schwer gemacht.
Nach einem ordentlichen Wachstumsschub vor dem Schulstart bin auch ich in die Shopping-Falle getappt. Nach monatelangem Homeschooling und den anschließenden Ferien war im Kleiderschrank kaum mehr etwas, das zu Jahreszeit und Größe gepasst hätte. Und die Zeit zum Selbernähen war auf einmal knapp. Also wurden Kinderklamotten geshoppt – und schon habe ich den Einkauf beim schwedischen Textilunternehmen bereut.
Damit mir das nicht so schnell noch mal passiert, habe ich mir noch mal ein paar Gedanken zum Thema fairer Mode zusammengeschrieben. Mehr Infos zum Thema findest du in meinem Buch »Einfach nachhaltig nähen«. Am Ende des Beitrags findest du auch eine kleine Maxime, die ich jetzt immer heraus krame, um mit gutem Gewissen shoppen zu können.
Wie Mode nicht sein sollte – Fast Fashion
Als ich ein Kind war, gab es eine Frühjahr-/Sommer- und eine Herbst-/Winter-Kollektion. Nicht dass mich das interessiert hätte, denn in den meisten Fällen trug ich sowieso nur die Sachen meiner älteren Schwester.
Mittlerweile erscheinen bei diversen Billigmarken in einem Modejahr mehr als zwölf Kollektionen. Zwölf! Das muss man sich mal reinziehen. Und gutgläubige Mode-Lämmchen bekommen suggeriert, dass sie das wirklich alles bräuchten.
Fashion Revolution Day – #WhoMadeMyClothes
Dass das alles jede Menge Umweltschäden und auch menschliche Katastrophen nach sich zieht, brauche ich nicht zu erwähnen, oder? Ich bin mir sicher, dass ihr als Hobbynäher da schon einen ganzen Schritt weiter seid. Den Nähen an sich ist ja schon Slow Fashion.
Nicht schnell, sondern gut – Slow Sewing
Das Tolle am Nähen ist, dass wir auf jede Menge Dinge achten können. Wir können benötigte Kleidungsstücke ganz nach unseren individuellen Vorstellungen planen – und auch nachhaltige Aspekte miteinbeziehen. Denn auch ein schnelles Shirt nach dem anderen ist letzten Endes schon ein bisschen Fast Fashion.
Auch Hobbynäherinnen nähen durchschnittlich jährlich mindestens drei Kleidungsstücke mehr als nötig.
Aus: »Einfach nachhaltig nähen«
Wenn wir aber zeitlose Stücke nähen, die wirklich zu uns passen, entstehen echte Lieblingsstücke. Und nur hier haben wir einen echten Einfluß darauf, aus welchem Material unser Kleidungsstück sein soll. Nähen und Selbermachen ist nicht nur ein Hobby, sondern kann auch eine nachhaltige Herangehensweise an das Thema Mode sein.
Funktioniert auch ohne Nähmaschine – Fair Fashion
Aber manchmal können oder wollen wir etwas nicht selbst nähen. Da lohnt es sich, ein paar Anbieter zu kennen, die uns nach dem Shopping-Erlebnis kein negatives Gefühl hinterlassen.
Bei Fair Fashion steht die faire und ökologisch korrekte Produktion im Vordergrund. Klar wird das Produkt dadurch ein wenig teurer, aber verglichen mit Markenprodukten ist der Unterschied gar nicht mehr so groß. Und wer darauf achtet, insgesamt weniger zu konsumieren, kann sich Fair Fashion auch mit einem kleinen Geldbeutel leisten.
Leider gibt es in der Modebranche jede Menge Greenwashing. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann auf eine Zertifizierung achten. Die Kennzeichnungen GOTS und IVN Best kennst du wahrscheinlich schon auf deinem Stoffladen. Die beiden gibt es auch für fertige Mode. Auch Fairtrade Certified Cotton, Bluesign, OEKO-TEX made in Green oder fair for life sind öko-faire Labels, die man sich mal genauer anschauen kann.
In meinem Beitrag Nachhaltig shoppen habe ich euch mal Online-Shops für Schuhe, Mode und Stoffe zusammengetragen. Nicht alle Anbieter sind zu 100 Prozent ökologisch ausgerichtet. Aber mein subjektiver Eindruck war, dass das Angebot dort ziemlich fair ist.
Am besten ist es natürlich, wenn du eine Marke, die dir zusagt, irgendwo in deiner Nähe findest. So merkst du sehr schnell, wie die einzelnen Größen geschnitten sind und ob die Schnittführung zu deiner Figur passt. Auch die Qualität des Stoffs und der Nähte lassen sich am besten beurteilen, wenn man sie direkt in der Hand hält.
Wie ist doch die Welt voll von Dingen, derer ich nicht bedarf.
Sokrates
Am fairsten ist übrigens gebrauchte Kleidung. Vielleicht hat eine deiner Freundinnen genau das Teil unbenutzt im Schrank hängen, das du brauchst? Ansonsten gibt es auch jede Menge schöne Second-Hand-Läden, die ich immer wieder gerne durchstöbere. Wenn du genaue Vorstellungen hast, lohnt es sich aber meistens online zu schauen. Eine Liste der Second-Hand-Portale findest du auch im Beitrag Nachhaltig shoppen.
Bitte vergesst auch nicht, dass es nicht nur auf den ökologischen Aspekt ankommt. Klar ist die Materialwahl ein zu beachtender Aspekt, aber die Einhaltung von Sozialstandards wie einer menschenwürdigen Behandlung, Arbeitssicherheit und existenzsichernde Löhne sind mindestens genauso wichtige Kriterien.
Vorbereitung auf dein Shopping-Erlebnis
Bevor du losziehst oder das Internet durchstöberst, mach dir eine Liste von den Kleidungsstücken, die du wirklich brauchst. Als Hobbynäher kannst du dich natürlich immer fragen, ob du das Teil nicht vielleicht selbst nähen kannst.
Hilfreich ist an dieser Stelle übrigens auch mein PDF-Workbook »3 goldene Regeln für Nähprojekte, die du am liebsten jeden Tag anziehst«: Das gibt’s momentan kostenlos, wenn du dich für meinen Newsletter anmeldest. Hier kannst du den Lieblingsletter abonnieren. So kannst du hoffentlich ein paar Schrankleichen in deinem Kleiderschrank vermeiden …
Finde anschließend heraus, welche öko-fairen Modelabels zu dir und deinem Stil passen. Welche bekommst du direkt vor Ort, welche nur online? Wenn du direkt für die ganze Familie einkaufst, bieten sich auch Shops oder Läden an, die für alle Familienmitglieder etwas bereit halten.
Mach dir am besten Listen für Damen-, Herren und Kindermode. Auch eine Liste mit Schuh-Marken oder -Läden ist sehr hilfreich, da du diese wahrscheinlich eher nicht nähen wirst.
Im übrigen lohnt es sich auch immer eine Liste mit Stoffläden oder -herstellern zu machen, die man guten Gewissens unterstützen kann. Aber das würde den Rahmen in diesem Beitrag jetzt sprengen.
Maxime für ein gutes Shopping-Gewissen
Vielleicht war dir das bis hierhin alles zu theoretisch und auch ein bisschen anstrengend. Aber leider liegt die Verantwortung bei uns als Konsumenten. Für alle etwas spontaneren Einkaufsaktionen und als Maxime, die du immer wieder hervorkramen kannst, habe ich dir hier die drei wichtigsten Aspekte für deinen Kauf aufgeschrieben:
- Kaufe keinesfalls mindere Qualität!
- Kaufe nur mit gutem Gewissen!
- Kaufe nur, was du wirklich brauchst!
Was das im Detail bedeutet, kannst du dir hier noch mal etwas näher anschauen. Das gilt sowohl für den Einkauf von Stoffen, Kurzwaren, Nähmaschinen, Kauf-Klamotten und eigentlich auch allen anderen Konsumgütern:
Es ist aus verschiedenen Gründen wichtig, beim Shoppen nur hochwertige Produkte zu kaufen. Mindere Qualität kann nicht nur teurer sein, sondern auch viel Ärger verursachen. Manchmal ist sie sogar gesundheitsschädlich. Überprüfe – wenn möglich – beim Einkauf die Qualitätsstandards und stelle sicher, dass die Produkte langlebig und funktional sind. Wenn du dir nicht sicher bist, kaufe Markenprodukte mit einem bekannten Namen und gutem Ruf. Klar wird hier auch oft Greenwashing betrieben, aber bei Stoffen bist du beispielsweise mit dem Label GOTS immer gut beraten.
Bitte kaufe nur Produkte, die dir ein gutes Gewissen verschaffen. Investiere in nachhaltige und umweltfreundliche Varianten, um eine nachhaltigere Entscheidungen zu treffen. Vermeide auch den Kauf von Plastikprodukten wie Polyester & Co., da diese schwer abbaubar sind und beim Waschen und später beim Entsorgen die Umwelt verschmutzen. Suche stattdessen nach Fairtrade-Produkten oder solchen mit recycelten Materialien – so kannst du sicherstellen, dass dein Kauf einen positiven Einfluss auf die Umwelt hat.
Es ist wichtig, dass man weiß, was man braucht und was man kauft. Überlege dir vor dem Kauf genau, ob ein bestimmtes Produkt wirklich notwendig ist oder ob es eine nachhaltigere Alternative gibt. Stelle sicher, dass alles, was du kaufst, deinen Bedürfnissen entspricht und dass es dir wirklich Freude bereitet. Auf diese Weise handelst du nachhaltig und sparst auch noch bares Geld!
Denke also immer gut über den Kauf nach und shoppe dann mit einem gutem Gewissen!
Fazit
Das nächste Mal werde ich mir wohl ein wenig Zeit freischaufeln, um rechtzeitig das Notwendige selbst nähen zu können. Denn die Qualität des letzten Shopping-Erlebnisses für meine Tochter war unterirdisch. Zwar war das meiste aus Biobaumwolle, aber – Billigkette sei Dank – überstanden manche Nähte noch nicht einmal die erste Wäsche. Gut, wenn man das als Hobbynäher recht einfach retten kann. Aber bei jedem anderen wäre das Teil wohl in der Tonne gelandet. Und keine Bio-Material der Welt kann darüber hinwegtäuschen, wie ein Kleidungsstück produziert wurde.
Bei der noch immer fehlenden Regenjacke werde ich wohl auf die Suche gehen, ob ich second-hand etwas finde. Da habe ich bislang immer sehr gute Erfahrungen gemacht. Und ansonsten arbeite ich weiter an meiner Liste für Online-Shops und relevante Läden hier in der Nähe. Dann bin ich nächstes Mal direkt vorbereitet, wenn mal wieder keine Zeit zum Nähen bleibt. In der dringlichsten Spalte für coole Teenies steht gerade allerdings noch recht wenig.
Für alle die Zeit zum Nähen finden, kommst du hier zu meinen Schnitten. Die meisten sind übrigens ab Größe 32 – also wunderbar Teenie-tauglich.
Und du? Wie konsumierst du Mode mit gutem Gewissen?
Das Buch »Einfach nachhaltig nähen« ist die perfekte Ergänzung zu der bewussten Entscheidung, seinen Lebensstil umweltfreundlich und nachhaltig zu gestalten. Denn Nachhaltigkeit kann auf jeder Ebene in deinem Leben stattfinden. Nähst du schon nachhaltig?
Slow Fashion und Upcycling können oft so schnell und einfach in den Alltag integriert werden. Da die Projekte mit vielen Schritt-für-Schritt Anleitungen bebildert sind, können auch Nähanfänger direkt loslegen. Aber am wichtigsten sind in diesem Buch eindeutig die vielen Hintergrundinfos. Save the planet!
4 Comments
Hallo Petra,
so wie Du es beschreibst, mache ich es auch: das meiste kaufe ich 2nd Hand, einiges nähe ich (aus nachhaltigen Stoffen oder aus alter Kleidung, v.a. für kleinere Teile wie Kinderkleidung oder Unterwäsche gut geeignet), und ab und zu kaufe ich neu, dann organic und fair. Ganz selten kaufe ich auch etwas neues von einer konventionellen Marke, wenn ich 100% sicher bin, daß ich das Teil oft und lange tragen werde (d.h., nur wenn das Teil aus hochwertigem Material besteht und gut verarbeitet ist). Bei den großen Billigmarken zu kaufen geht doch nur, wenn man dabei verdrängt, wie die Sachen hergestellt werden, denn eigentlich weiß doch jede*r, wie unsozial und umweltschädlich die Produktion dieser Unmengen an Sachen ist.
Das Argument, viele Leute können sich nichts anderes leisten, trifft m.M. nach nur bei den wenigsten der KundInnen zu – viele Gutverdienende kaufen billig, aber dafür oft und viel. Und wer nicht so gut verdient, so wie ich, kauft halt gebraucht. Hoffentlich sind bald wieder Flohmärkte möglich…!
Danke für deinen tollen Blog, ich freue mich, ihn entdeckt zu haben 🙂
Anne
Liebe Anne,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar.
Ich denke auch, ohne Verdrängung geht in einem normalen Leben heutzutage sehr wenig. Wir müssen wohl alle wieder das richtige Maß finden.
Kein Sommerobst im Winter, die ein oder andere vegetarische Mahlzeit mehr und ansonsten von allem anderen einfach ein bisschen bewusster oder weniger.
Wenn das alle machen würden, würde es schon mal in die richtige Richtung gehen.
Liebe Grüße! Petra
Liebe Petra,
danke für diese Denkanstöße! Ich bin gerade auch dabei, aus ausrangierter Kleidung von meinem Mann und mir, individuelle Kleidungsstücke für unsere Kinder (und deren Puppen) zu nähen.
Leider ist in unseren Köpfen das Thema Konsum in jeglicher Hinsicht so tief verankert, dass wir uns oft gar keine Gedanken über eine Neuanschaffung machen, denn vieles ist einfach zu billig…
Ich finde es erschreckend, wie wir die Erde tatsächlich ausbeuten (siehe Welterschöpfungstag und ökologischer Fußabdruck).
Also weiter so!
Liebe Grüße Kia
Danke dir ganz lieb, Kia!
Am Ende wird es nur besser, wenn wir alle gemeinsam am Strang ziehen. Machen wir einfach den Anfang!
Liebe Grüße! Petra