Eine Hose aus meiner Kindheit ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Meine rote Cordhose. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich die Hose nicht in Erinnerung behielt, weil ich sie besonders liebte, sondern vor allem deshalb, weil ich sie so gerne zusammen mit einem pinken Pullover tragen wollte. Damals sagte man zwar zu der Farbe noch Rosa, aber klar war auf alle Fälle, dass man sie nicht mit Rot kombinieren durfte. Niemals. Nicht mit meiner roten Cordhose!
Heute würde man das Colourblocking nennen und fände es wahrscheinlich ziemlich cool.
Danach kann ich mich erst wieder an eine Cordhose erinnern, die ich zu Grunge-Zeiten besaß. So etwas gab es damals in keinem Laden, weshalb meine Mama eine alte Herrenhose für mich abänderte. Das war damals das Größte für mich!
⪢ Use what you have: Cord aus meinem Stoffregal ⪡
Cord liegt heutzutage wieder voll im Trend. Egal ob Blazer, Röcke oder Hosen – man sieht das kuschelige Material gerade überall!
Ein guter Grund, meinen sehr gut abgelagerten, dunkelblauen Cordstoff aus dem Regal zu kramen. Der Cord lag schon in meiner Kindheit – es muss so zur Zeit meiner roten Cordhose gewesen sein – im Stoffschrank meiner Mama. Als ich anfing zu nähen, ist er klammheimlich in mein Stoffregal umgezogen.
Ursprünglich wollte ich aus dem Stoff mal ein Latzkleid nähen, und irgendwann hielt ein Teil davon für meinen blauen Cordrock her. Genügend Rest war aber immer noch da …
Wie gut, dass Selmin von Tweed&Greet gerade Stoffe aus dem Fundus vernäht und uns dazu einlädt mitzumachen: #12ausdemstoffregal. So entstand im Januar eine Cordhose, die genau fertig wurde, als es hier eisig kalt wurde.
Cord hat nämlich wunderbar wärmende Eigenschaften. Als kuscheliges Florgewebe ist er wirklich so richtig schön muckelig! Ob auch ein bisschen Polyester dafür verantwortlich ist, müsste ich mal anhand einer Brennprobe herausfinden. Aber eigentlich freue ich mich einfach nur über eine neue, warme Hose.
⪢ Jede Menge Rippen ⪡
Bei #12ausdemstoffregal dreht sich im Januar alles um ganz viel Struktur. Da dürfen die wichtigsten Fakten über Cord nicht fehlen:
Cord enthält seine Streifenwirkung durch einen speziellen Webprozess. Je nach Streifenbreite wird Cord unterschiedlich benannt: Baby- oder Feincord zum Beispiel hat mehr als 40 Rippen, Kabel- oder Breitcord nur zehn Rippen auf zehn Zentimeter. Cord mit mittelbreiten Streifen nennt man auch Manchester. Dort wurde der Stoff früher hauptsächlich produziert.
Am besten wäscht man Cord von links, steckt ihn nicht in den Trockner und bügelt ihn bei Bedarf auch von links. Das ist bei allen hochflorigen Stoffen ratsam, da das Bügeleisen den Flor sonst einfach platt drückt.
Beim Zuschneiden sollte die Strichrichtung beachtet werden, damit die Farbwirkung des Stoffs voll zur Geltung kommen kann. Das muss bereits beim Stoffkauf beachtet werden. Mein Stoffstück war zum Glück noch groß genug, und der Bedarf hat sich bei meinem Projekt auch kaum erhöht. Wenn ich es mir recht überlege, könnte der Rest für ein Latzkleid reichen. Ich lege mir das für den Herbst mal auf Wiedervorlage.
⪢ Top oder Flop? ⪡
Eines muss gesagt werden: Cord trägt auf. Wer Hüfte oder Beine nicht betonen möchte, tut sich mit einer Cordhose nicht unbedingt einen Gefallen.
Aber das heißt nicht, dass ihr gänzlich auf den Trendstoff verzichten müsst. Durch die richtige Wahl von Farbe und Schnitt, kann man vieles ausgleichen.
Nehmt für eine kleine optische Täuschung einen dunklen Cordstoff. Dunkle Farben lassen die jeweilige Körperpartie schlanker erscheinen.
Auch dir Schnittführung ist bei so einem speziellen Stoff wichtig. Achtet bei auftragenden Stoffen besonderes auf einen Hosenschnitt, der gut zu eurem Figurtyp passt.
Das Bein optisch zu strecken ist ein weiterer Trick, den Unterkörper schlanker wirken zu lassen. Das funktioniert zum Beispiel mit einer gerade geschnittenen, nicht zu engen Hose ganz gut. Wenn ihr jetzt noch eure Taille betont und hohe Schuhe tragt – am besten in der Farbe der Hose –, gleicht ihr die auftragenden Eigenschaften des Cords locker wieder aus.
⪢ Meine Cordhose ⪡
Ein schon etwas älterer Schnitt aus einer burda style erfüllte alle Herausforderungen, die mir wichtig waren. Taillenhoher Bund (auch wenn der im Winter bei mir eigentlich immer mit einem Oberteil bedeckt ist) und schmaler, gerader Schnitt. Die nächste Hose darf wieder ein klein wenig tiefer sitzen und einen Formbund haben. Diese hier hält jetzt im Winter aber wenigstens die Nieren schön warm. Der Schnitt hat einen seitlichen Reißverschluss und enthält keine Taschen. Letztere vermisse ich im täglichen Gebrauch doch etwas. So ganz ohne Tasche ist es einfach ein wenig unpraktisch.
Natürlich nähte ich wider besseren Wissens keine Probehose, aber bei einer Nahtzugabe von eineinhalb Zentimetern, ein paar Anpassungen und zwei weiteren kleinen Abnähern sitzt die Hose jetzt sehr gut. Der Schnitt ist sowohl für Stoffe mit als auch ohne Elasthan-Beimischung konzipiert. Ein wenig Elasthan hätte der Bequemlichkeit einer taillenhohen Hose sicherlich gedient. Auch der Fall wäre dann sicherlich ein bisschen besser gewesen. Aber bei einem Vintage-Schätzchen aus dem Stoffregal will ich mal nicht zu streng sein.
Und wenn ihr jetzt immer noch denkt, eine Cordhose ist nix für euch. Dann versucht es doch erst mal mit einem Rock. Es muss auch nicht unbedingt Hose oder Rock aus dem Trendstoff sein. Ein Blazer aus Cord ist vielleicht auch eine Überlegung wert.
⪢ Was ist euer Lieblingsprojekt aus Cord? ⪡
♥
Schnitt
burda style Bleistifthose 04/2013 #114B
♥
Verlinkt auf #12ausdemstoffregal
4 Comments
Du hast Recht, Cord ist gerade total in. Ich habe meine Hose aus Cord-Jersey genäht, da kann sie schön knall eng sitzen und trägt nicht auf. Hohe Schuhe kann ich leider nicht tragen. Deine Hose sieht vom Sitz her richtig gut aus.
lg Charla
Liebe Charla,
das nächste Mal versuche ich auch Cord-Jersey oder zumindest einen Stoff mit Elasthan-Anteil.
Deine Hose sieht echt knackig aus. Und so richtig hohe Schuhe trage ich ja auch nie … manchmal reicht schon ein kleiner Absatz ;.)
Liebe Grüße! Petra
Hallo, die Hose gefällt mir sehr. Ich arbeite momentan an einem Kleid aus schwarzem Feincord. Danach entsteht noch ein Camden Pinafore von Nina Lee London . Darauf bin ich sehr gespannt, denn der Cord in Altgold mit Blumenbouquets bedruckt kommt ebenfalls aus UK.
Huch! Gerade erst deinen Kommentar gelesen. Dein Projekt klingt spannend! Mit goldenem Cord machst du mich direkt neugierig!
Liebe Grüße! Petra