Schnitte, die sich aus Stoffresten nähen lassen, sind ein guter nachhaltiger Ansatz. Denn so muss für dein Projekt kein neues Material hergestellt und transportiert werden. Du sparst also enorme Ressourcen.
Doch wie kannst du Projekte aus Stoffresten nähen, die nicht nur kleine Projekte wie Mäppchen, Deko oder Söckchen sind? Ganz einfach: Du machst aus kleinen Stoffstücken große Stücke oder aus zu großen Schnittteilen kleine Schnitteile.
Hä? Was soll ich? In diesem Blogbeitrag zeige ich dir, wie das geht.
01. Stoffe vergrößern: Aus klein mach groß
Denke einfach an eine klassische Patchworkdecke. Dort sind viele kleine Stoffstücke zu einem großen Gesamtwerk zusammengesetzt. Niemand hätte vor dem Verarbeiten so kleinen Stoffstücken zugetraut, dass sie mal so etwas Großes werden können.
Natürlich musst du zum Zusammensetzen großer Stoffstücke keine Patchwork-Meisterin sein. Für erste Projekte genügt es, einfache Stoffstreifen aneinander zu nähen, bis ein ausreichend großes Stoffstück entstanden ist. Dein neuer Stoff wird dann so breit wie die Länge deiner Stoffstreifen.
Das Ganze funktioniert natürlich nicht nur mit Streifen, sondern mit den unterschiedlichsten Formen. Ich zeige dir die Stückwerk-Methode anhand von Streifen, weil ich sie für den Anfang am einfachsten empfinde.
Für diese Stückwerk-Methode eignen sich am besten Stoffreste aus Webware, da sie sich nicht so verziehen wie Jerseystoffe. Bedenke allerdings, dass du Webware vor dem Vernähen mit einem großen, breiten Zickzackstich oder einer Overlock-Maschine versäubern musst, wenn die Nähte später nicht innen liegen. Achte je nach Projekt auch darauf, dass deine Stoffe ähnlich dick sind und gleiche Waschempfehlungen haben.
Deine Streifen können übrigens auch ausgeschnittene Stoffstücke aus ausrangierten Textilien wie zerschlissen Jeans oder alte Bettwäsche sein. Diese eignen sich ebenfalls gut für ein Reste-Patchwork.
Und der Fadenlauf? Bei einfachen Projekten wie einer Kissenhülle kannst du den Fadenlauf vernachlässigen, für eine Reste-Jeansjacke würde ich den Fadenlauf auf alle Fälle im Blick behalten.
Schneide also aus deinen Resten schon mal ein paar gleich lange Stoffstreifen vor. Die Höhe der Streifen ist dabei egal.
Und wenn deine Stoffstreifen zu kurz sind? Kein Problem: Du kannst deinen zu kurzen Stoffstreifen ganz einfach mit einem weiteren gleich breiten Stoffstreifen verlängern, indem du beide an den kurzen Seiten rechts auf rechts aneinander nähst.
Aber jetzt endlich ran an die Nähmaschine!
- Lege zwei gleich lange Streifen rechts auf rechts aufeinander und stecke sie zusammen. Nähe jetzt mit einem Abstand deiner Wahl die beiden Streifen zusammen.
- Du musst beim Nähen auf keine Nahtzugabe achten, denn du arbeitest ja nicht mit Schnittteilen, auf die dein späterer zusammengenähter Stoff genau passen muss, sondern du nähst einfach solange weiter Streifen an, bis die gewünschte Höhe erreicht ist.
- Nach dem Zusammennähen hast du zwei Möglichkeiten: Du kannst die Nahtzugaben auseinanderbügeln oder zu einer Seite hin bügeln. Wenn du die Nahtzugaben zu einer Seite hin bügelst, würde ich sie zum dunkleren Stoff hin bügeln, dass später optisch alles schick aussieht. Bei dicken Stoffen würde ich die Nahtzugaben eher auseinanderbügeln, da die Stelle sonst zu sehr aufträgt. Am Ende ist es aber oft Geschmackssache und auch vom speziellen Projekt abhängig, wo deine Nahtzugabe landen.
- Ob du die Streifen im Nahtschatten oder knappkantig absteppst kannst du ebenfalls ganz auf dein Projekt anpassen. Wenn dein Stoff beispielsweise für eine Tasche noch gefüttert wird, ist es nicht so nötig, wie wenn du eine Jeansjacke nähst, bei der die Nahtzugaben durch’s Absteppen ordentlich und dauerhaft zum Liegen kommen. Und bei einer Patchworkdecke wird am Ende dann eher durch alle Schichten hindurch gequiltet.
Am Ende entsteht ein Stoffstück in der Größe deiner Wahl – oder je nach Menge deiner Reste. Aus diesem Designer-Stoff kannst du jetzt nach Herzenslaune auch größere Projekte zuschneiden.
Hier an diesem Projekt – meiner einfachen Streifen-Patchworkdecke – sieht man sehr gut, dass man lange Streifen sehr gut aus vielen kurzen Stücken zusammensetzen kann. Im Zusammenspiel der in sich harmonisch bunten und einfarbigen Streifen wird es am Ende auch nicht zu wild.
Aber natürlich funktioniert das Ganze auch mit monochromen Stoffresten. Der Klassiker sind hier zusammengesetzte Jeansstreifen, bei denen das Stückwerk nicht wirklich ins Auge sticht, aber jedes Projekt einfach besonders macht.
02. Schnittteile teilen: Aus groß mach klein
Für Kleidungsprojekte eignet sich die obere Stückwerk-Methode nur bedingt. Da ist es meist besser, wenn man Teilungen in die Schnittteile einzeichnet, um Stoffreste auch für größere Projekte verwenden zu können.
Man muss bei diesem Ansatz aber ganz klar sagen, dass die Stoffstücke – wenn es sich nicht gerade um Baby- oder Kinderkleidung handelt – durchaus etwas größer sein müssen oder das Projekt oft mit anderen größeren Stoffstücken kombiniert werden muss. Durch Teilungen konnte ich aber tatsächlich schon häufiger größere Jersey- oder Sweatreste zu tollen Oberteilen verarbeiten.
Ich zeige dir hier mal die klassischen Teilungen, die bei fast jedem Shirt oder Pulli funktionieren:
A) Brustpasse
Der Klassiker unter den Teilungen ist die Brustpasse. In der einfachsten Variante ist das eine horizontale Teilung. Wenn du etwas erfahrener bist, kannst du auch eine abgerundete Teilung einarbeiten.
Die Position der Teilungslinie: Bei Teilungen im Brustbereich finde ich es am harmonischsten, wenn die Teilung im Bereich des Brustansatzes positioniert wird. Direkt auf der Höhe der Brustwarze oder oberhalb der Unterbrustlinie wirkt eine Teilung meist deplatziert.
Am einfachsten ist es, wenn du den Schnitt schon mal genäht hast und dir vor dem Spiegel überlegst, wo eine Teilung am besten wirken könnte.
»LaBreton Shirt«
Shirt im Breton-Stil
Das Oberteil »LaBreton Shirt« ist ein legeres Basic-Shirt im maritimen Look. Mit U-Boot- oder Rundhals-Ausschnitt.
Ein schönes Beispiel für eine Brustpasse ist das LaBreton Shirt oder das LaBretöngchen. In diesen E-Books ist die Brustpasse bereits enthalten.
B) Horizontale Teilungen
In eine ähnliche Richtung gehen horizontale Teilungen, die die zusätzlich zu einer Brustpasse einen Schnitt direkt mehrfach teilen. Eine Dreiteilung ist meist ein sehr harmonischer Aufbau. Dabei kannst du selbst ein wenig herumspielen, ob es drei gleich hohe oder unterschiedlich breite Streifen werden sollen.
Wie auch schon bei der Brustpasse musst du auch hier darauf achten, dass die Teilungsnähte später nicht an Stellen sitzen, die nicht betont werden sollen. Auch im Rückteil sehen Teilungen gut aus. Achte dann aber beim Einzeichnen unbedingt darauf, dass sich die Teilungsnähte an den Seitennähten treffen.
Wenn du nur eine Teilung in deinem Oberteil haben möchtest, bietet sich auch die Taillenhöhe an. Ein kleines Stück oberhalb des Taillenknipses wirkt meist sehr vorteilhaft, da das die Beine optisch etwas streckt.
Natürlich kannst du auch die Ärmel teilen. Und auch Hosen lassen sich mit Teilungen versehen. Ich würde auf alle Fälle darauf achten, dass die Teilungen in diesem Fall nicht am Knie sind, damit dein Kleidungsstück später angenehm zu tragen ist.
Life-Hack Colourblocking: Im Übrigen kannst du bei einer geschickten Verwendung von dunklen, einfarbigen Stoffen Korperpartien in den Hintergrund treten lassen. Im Gegensatz dazu lenken Muster und helle Stoffe eher den Blick auf sich.
Der »LaCosma Hoodie« enthält bereits von Haus aus vielfältige Teilungsmöglichkeiten und eignet sich somit neben der Resteverwerung auch perfekt für’s Colourblocking.
C) Vertikale und andere Teilungen
An diese Teilung denken viele sicher nicht direkt. Dabei ist sie so naheliegend. Wie oft hat man große, schmale Stoffstücke übrig, aus denen man kein Oberteil mehr heraus bekommt?
Bei Shirts und Pullis ziehe ich deshalb immer in Erwägung, das Rückteil an der hinteren Mitte zu teilen. Das fällt kaum auf und hat zusätzlich den Vorteil, dass man bei etwas zu lässigen Oberteilen und Kleidern hinten auf Taillenhöhe einen unsichtbaren Abnäher einarbeiten kann. Überschüssiger Stoff wird einfach an der hinteren Mitte weggenommen, an der jetzt sowieso eine Teilungsnaht sitzt.
Spiele auch mal mit asymmetrischen, vertikalen Teilungen herum. Vielleicht ja auch mit einer Kombination aus horizontalen, vertikalen oder gar schrägen Teilungen. So können spannende Projekte entstehen!
Stift, Lineal, Los! Wie teile ich ein Schnittteil?
Wenn du weißt an welcher Position deine Teilungslinie entstehen soll, dann benötigst du zuerst Stift und Lineal. Auch ein Gedreieck kann hilfreich sein.
Ich zeige dir hier einmal exemplarisch, wie du ein Schnittteil oberhalb der Taille teilst:
Zeichne dir die gewünschte Höhe auf dein ausgeschnittenes Papier-Schnitteil an und zeichne deine Linie ein. Achte dabei darauf, dass du für eine vertikale Teilung parallel zum Fadenlauf einzeichnest und für eine horizontale Teilung im 90-Grad-Winkel zum Fadenlauf. Profis zeichnen sich noch einen Knips ein, damit die Teile später perfekt aufeinander passen. Auch bei gebogenen Teilungen solltest du immer alles am Fadenlauf ausrichten.
Schneide jetzt dein Papier-Schnitteil entlang der Linie auseinander. Du kannst es zuvor auch abpausen, wenn du dein Original nicht verändern möchtest. Beschrifte deine neuen Schnittteil immer zusätzlich zur normalen Beschriftung – beispielsweise den oberen Teil mit OBEN und den unteren Teil mit UNTEN. Achte später vor allem bei Ärmeln drauf, dass beide Teile eine Information zum Fadenlauf enthalten.
Bei Schnitten, die keine Nahtzugabe enthalten, kannst du die Schnittteile jetzt einfach so verwenden wie die restliche Schnittteile deines Schnittes, da du sowieso an jeder Kante an Naht- und Saumzugaben denkst.
Bei Schnitten, die eine Nahtzugabe enthalten, notierst du dir zuerst die Breite der Nahtzugabe, die du meist in der Anleitung findest. Jetzt legst du dein ausgeschnittenes Papier-Schnittteil auf ein großes Stück Schnittmusterpapier oder paust es ab. Zeichne an der neu geschnittenen Kante die Nahtzugabe an und zeichne die restlichen Kanten des Papier-Schnittteils ab, die ja bereits eine Zugabe enthalten. Dein neues Schnittteil befindet sich jetzt abgezeichnet auf dem Schnittmusterpapier.
ACHTUNG: Bedenke, dass du immer an beiden neuen Kanten eine Nahtzugabe hinzufügen musst!
Da ich schon immer sehr gerne mit variablen Teilungen gearbeitet habe, bin ich ein großer Fan von Schnitten ohne Nahtzugabe. So kannst du jederzeit deine Papier-Schnittteile auseinander schneiden. Bei manchen Teilungen klappt das sogar indem man an der Teilungslinie einfach nur das Papier wegfaltet. So kann man die originalen Schnittteile unversehrt weiterverwenden.
Du möchtest mehr über Nahtzugaben erfahren? Dann schau dich mal in diesem Blogbeitrag um: Keine Nahtzugabe? Tipps und Tricks zum Hinzufügen
Wenn du die Teilungen unterhalb der Achsel auch ins Rückteil laufen lassen möchtest, dann übertrage die Höhe der Teilungen ausgehend von der Achsel.
Natürlich kannst du auch die Ärmel teilen: Wenn deine Teilung wie hier im Bild unterhalb der Achsel ist, dann übertrage deine Teilung nach der gleichen Methode wie schon beim Rückteil auf deinen Ärmel.
Ein kleiner Sonderfall: Wenn deine Teilung bei einem eingesetzten Ärmel oberhalb der Achsel vom Vorderteil über den Ärmel ins Rückteil laufen soll, dann ist es ein klein wenig komplizierter: Beginne am Vorderteil mit deiner Teilungslinie. Miss anschließend am Ärmelausschnitt die gebogene Linie von Teilungslinie bis zur Achsel und übertrage diese Länge von der Achsel ausgehend auf die Armkugel. Zeichne dann deine Teilungslinie am Ärmel ein. Übertrage zuletzt die Teilungslinie des Ärmels auf die gleiche Weise auf das Rückteil.
Ich wünsche dir ganz viel Freude daran, deine eigenen, zusammengesetzten Stoffe zu gestalten und deine neuen Projekte für die Stoffreste-Verwertung zu teilen!
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