Die Methode der Capsule Wardrobe ist schon länger in aller Munde. In allen Kleiderschränken findet sie aber noch nicht statt – und in einer selbst genähten Garderobe oft noch viel weniger.
Egal ob du noch nie davon gehört hast oder schon ein Kleiderschrank-Profi bist, in diesem Beitrag findest du geballte Infos zum Thema.
Inhalt
- Was ist eine Capsule Wardrobe?
- Wer hat’s erfunden?
- Welche Systeme im System gibt es?
- Was sind die häufigsten Stolpersteine? (mit Lösungen)
- Wie fange ich an? (mit Checkliste)
- Kann ich ein individuelles Konzept erstellen?
- Warum ist eine Capsule Wardrobe überhaupt sinnvoll?
- Wie bekomme ich mehr Inspirationen?
1. Was ist eine Capsule Wardrobe?
Der Begriff »Capsule Wardrobe« (ˈkæpsjuːl ˈwɔːdrəʊb) setzt sich aus den beiden Wörtern »Capsule« für Kapsel und »Wardrobe« für Kleiderschrank oder Garderobe zusammen. Wörtlich übersetzt bedeutet es also »Kapsel-Kleiderschrank«.
Das klingt irgendwie doof. Und es beantwortet vor allem noch nicht die Frage, was es damit auf sich hat …
Unter einer Capsule Wardrobe versteht man das Konzept einer gut kombinierbaren, saisonalen Garderobe in neutralen Farben, die aus einer begrenzten Anzahl an zeitlosen Klassikern besteht und durch modische Einzelteile aufgepeppt werden kann.
Ein Kapsel-Kleiderschrank ermöglicht es dir also, mit einer relativ kleinen Auswahl an Kleidungsstücken eine Vielzahl an unterschiedlichen Outfits zu kreieren.
Viele benutzen im Deutschen auch den Begriff »Vernetzte Garderobe«, der das Konzept ziemlich gut beschreibt – und auch viel schöner klingt.
2. Wer hat’s erfunden?
Als Erfinderin gilt die Britin Susie Faux, die in den 1970er Jahren in ihrer Londoner Boutique »Wardrobe« minimalistische Kleidung mit hohem Kombinationspotential verkaufte.
Bekannt wurde die Idee dann 1985 durch eine erfolgreiche Kollektion der amerikanischen Mode-Designerin Donna Karen, die sieben miteinander kombinierbare Kleidungsstücke enthielt. Eigentlich ganz logisch, aber damals revolutionär.
Die Idee wurde anschließend von vielen verschiedenen Mode-Interessierten aufgegriffen, und es haben sich unterschiedliche Systeme herausgebildet:
3. Welche Systeme im System gibt es?
Aus wie vielen Kleidungsstücken, Handtaschen und Schuhen eine Capsule Wardrobe besteht, ist ganz individuell. Wichtig ist immer die Reduzierung auf festgelegte Haupt- und Akzentfarben, damit alles untereinander kombinierbar bleibt.
Ganz klassisch
Klassischerweise werden für jede Jahreszeit zehn bis 37 kombinierbare Teile ausgewählt. Unterwäsche, Schmuck und Accessoires werden im Normalfall nicht dazugerechnet.
(Du merkst schon, es gibt keine feste Definition des Ganzen …)
Project 333
Beim »Project 333« der Amerikanerin Courtney Carver werden 33 Teile für einen Zeitraum von drei Monaten gewählt. Es gibt aber auch Minimalisten, die mit weitaus weniger Stücken zurechtkommen.
Das Ganze hat manchmal ein zu starres Raster, denn im Sommer kommen wir vielleicht mit wenigen Kleidern und Strickjäckchen aus. Im Winter wird’s mit Shirt, Cardigan, Hose, Tuch und anderen Accessoires vielleicht schon ein wenig eng.
10 Item Wardrobe
Für die »10 Item Wardrobe« (10-Teile-Garderobe) wählst du zehn deiner Lieblingsstücke. Wenn alle Teile deinem Farbtyp entsprechen, lassen sie sich meist schon ganz gut kombinieren. Dazu wählst du Basics wie Strumpfhosen, einige Accessoires als Farbtupfer, aber auch Jacken und Schuhe, mit denen du stimmige Outfits umsetzen kannst.
Weitere Systeme
Natürlich gibt es noch viele weitere Interpretationen. Das Beste ist wahrscheinlich das System, das du selbst für dich erfindest. Vielleicht bekommst du ja beim Lesen dieses Artikels die zündende Idee, wie du deine individuelle Capsule Wardrobe in Angriff nehmen willst.
4. Was sind die häufigsten Stolpersteine? (mit Lösungen)
Wenn du bis hierhin gelesen hast, geht es dir wahrscheinlich wie mir: Die eigene Kapselgarderobe will nicht so richtig gelingen. Vor allem für uns Hobby-Näherinnen sind solche Konzepte eine große Herausforderung, weil wir nicht schnell mal in ein Teil reinschlüpfen können.
Die 5 häufigsten Stolpersteine und wie man sie vermeidet:
A) Die Möglichkeiten erschlagen dich?
So ging es mir am Anfang auch. Lege die Kapselgarderobe mental erst mal zur Seite und fange klein an: Plane ein einziges Outfit mit Basic-Teilen. Orientiere dich farblich unbedingt an den ein oder zwei Farben, die du am häufigsten trägst.
TIPP: Mit zwei oder drei solcher Outfits bist du deiner persönlichen Basis-Kapsel schon sehr nah!
B) Deine aktuelle Garderobe ist überhaupt nicht kombinierbar?
Da musst du wohl in den sauren Apfel beißen und ausmisten. Wenn du jederzeit eine funktionierende Outfit-Kombination aus deinem Kleiderschrank herausholen können möchtest, musst du alles verbannen, was sich nur schlecht kombinieren lässt.
TIPP: Keine Angst, du musst nicht alles entsorgen. Pack die nicht kombinierbaren Stücke testweise erst mal in einen großen Karton. Zurück bleiben wahrscheinlich einige zeitlose Basics – die Basis einer jeden Capsule Wardrobe.
C) Du magst es aber lieber knallig?
Viele bunte Farben machen ein Konzept der Kombinierbarkeit nicht unbedingt einfacher. Aber hej! Farben sind dein Ding. Du musst deinen Kleiderschrank nicht komplett weiß, grau oder schwarz füllen. Bleibe deinen wichtigsten Lieblingsfarben treu, aber gönne dir unbedingt neutrale Basics dazu!
TIPP: Du kannst dich nicht entscheiden? Teste zwei Kapseln, die unabhängig voneinander funktionieren – beispielsweise Rot-Pink und Bordeaux-Gelb. Zusammen mit neutralen Farben kannst du am Ende mehr als gedacht kombinieren.
D) Du liebst Musterstoffe über alles?
Wenn du nicht gerade auf wilden Mustermix stehst, schränken Muster die Kombinationsfreudigkeit ziemlich ein. Achte bei gemusterten Teilen immer darauf, dass sie ausreichend einfarbige Partner finden. So kannst du die Anzahl deiner Kleidungsstücke im Zaum halten.
TIPP: Entscheide dich, ob du Muster lieber in Oberteilen oder als Teil dazu trägst. Nähe zum Beispiel gemusterte Shirts und Kleider und kombiniere sie mit einfarbigen Hosen, Röcken und Leggings. Das ganze funktioniert natürlich auch andersherum.
E) Dein Look ist eher auffällig und nicht Basic-tauglich?
Mit trendigen It-Piecen ist es ähnlich wie mit knalligen Farben und Mustern. Sie benötigen etwas Schlichtes, um voll zur Geltung zu kommen. Nähe also weiter deine auffälligen Teile, aber gib auch Basics eine Chance! Du kannst deine selbstgenähte Garderobe jederzeit mit Kauf-Basics aufstocken, wenn du lieber aufwändige Projekte nähst.
TIPP: Bei vielen Schnitten auf deiner To-Do-Liste kannst du ein schlichtes Probemodell nähen. Wähle Stoff und Farbe so, dass sie zu deinen auffälligeren Teilen passen. Und schon hast du fast unbemerkt ein weiteres Basic-Teil genäht.
F) Du findest Minimalismus doof?
Du möchtest dich nicht einschränken und einfach nähen oder kaufen, was dir in den Sinn kommt? Auch in diesem Fall brauchst du für jedes Oberteil eine passende Hose oder einen passenden Rock. Lass dir den Spaß an Farben, Stoffen, Mustern und Kombinationen nicht nehmen, aber denke auch immer an die Kombipartner!
TIPP: Plane nicht mit einer begrenzten Anzahl an Kleidungsstücken, sondern mit einer fixen Anzahl an Outfits. Dann hast du zwar wesentlich mehr Teile als nötig im Schrank, findest aber immer das passende Deckelchen zum Töpfchen.
5. Wie fange ich an? (mit Checkliste)
Die wichtigsten Infos hast du, aber du brauchst einen Plan, wie du konkret loslegen kannst?
Die eigene Garderobe komplett auf den Kopf zu stellen ist nicht einfach – und braucht seine Zeit. Setz dich nicht unter Druck, sondern fange einfach an.
Dazu habe ich eine kleine Checkliste für dich geschrieben, die du nach und nach abhaken kannst:
Checkliste für einen Einstieg in deine Capsule Wardrobe
- Finde heraus, was dein Stil ist.
- Erstelle deine individuellen Regeln.
- Miste deinen Kleiderschrank aus.
- Kombiniere und teste deine unvollständige Kapsel.
- Plane dazugehörige Kleidungsstücke.
- Nähe oder kaufe nach Plan.
- Freue dich auf täglich neue Outfits!
TIPP: Manchmal ist es besser einfach anzufangen, als ewig zu überlegen. Beim Machen kommen dir bestimmt ganz viele Ideen!
6. Kann ich ein individuelles Konzept erstellen?
Na klar!
Du kannst alle vorhandenen Konzepte ignorieren, kombinieren oder dir dein eigenes System erstellen. Bei den Stolpersteinen hast du ja schon gesehen, dass es vor allem darum geht, eine individuelle Lösung zu finden, die für dich funktioniert.
Aber eines ist auch klar: Ein paar Regeln muss es geben. Schließlich möchtest du am Ende, dass deine Lieblingsteile maximal miteinander kombinierbar sind.
Mögliche Regeln für deine Capsule Wardrobe
- Lege dich auf eine Anzahl an Kleidungsstücken oder Outfits fest.
- Verwende zwei Basisfarben und höchstens zwei Akzentfarben.
- Finde für jedes Teil mindestens zwei Kombinationspartner.
- Verwende Musterstoffe nur bei Accesssoires oder in bestimmten Farbkombis.
- Probiere einmal im Monat eine ungewöhnliche Kombination aus.
- …
Was wären Regeln, die für dich funktionieren? Schreibe es gern in die Kommentare. Vielleicht inspirierst du andere damit.
7. Warum ist eine Capsule Wardrobe überhaupt sinnvoll?
Diese Frage kannst du dir mittlerweile bestimmt selbst beantworten:
Eine bereits etablierte Capsule Wardrobe verhindert einerseits Fehlkäufe und Schrankleichen und bringt andererseits mehr Gelassenheit bei der täglichen Kleiderwahl.
TIPP: Diese Art von Minimalismus spart letzten Endes nicht nur Zeit und Geld, sondern ist zusätzlich auch umweltfreundlich und ressourcenschonend.
Wer clever kombiniert und unterschiedliche Accessoires nutzt, hat nie das Gefühl, immer das Gleiche zu tragen. Und selbst wenn – es sind im besten Fall immer Lieblingsstücke.
8. Wie bekomme ich mehr Inspirationen?
Du willst so richtig eintauchen? Super! Ich freue mich, dass ich dich motivieren konnte!
- Eine geballte Ladung an Inspirationen gibt es natürlich auf Pinterest. Suche dort nach Capsule-Wardrobe-Ideen für die jeweilige Jahreszeit. Oder nach bestimmten Methoden wie dem »Project 333« oder nach möglichen Farbpaletten zum Thema.
- Bei Instagram (#capsulewardrobe) findest du unter #capsulewardrobeplanning jede Menge Tipps, und unter #capsulewardrobechallenge kannst du sogar selbst immer wieder bei Aktionen mitmachen.
- Natürlich gibt es auch Ratgeber-Bücher, nicht nur speziell zum Thema Capsule Wardrobe. Schau mal bei deinem örtlichen Buchhändler oder in deiner Bücherei vorbei. Vom Ausmisten über Stilfindung bis hin zu einem nachhaltigeren Nähhobby (Kennst du mein Buch schon?) ist die Bandbreite in dieser Richtung sehr groß.
Für die Planungsphase sind meine E-Books für dich vielleicht interessant. Meine Schnitte sind zeitlos und variantenreich. Dadurch kannst du sie immer wieder anders und passend für deine Kapsel nähen.
Ich schreibe gerade an einem Blogartikel, in dem ich dir zeige, wie du aus diesen 4 Schnitten ganze 24 Outfits zaubern kannst:
Gespannt?
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Pssst! Mein Workbook »3 goldene Regeln für Nähprojekte, die du am liebsten jeden Tag anziehst« bekommst du momentan als kleines Dankeschön für deine Newsletter-Anmeldung.
4 Comments
Liebe Petra, vielen Dank für diesen Artikel! Ich bin damals so vorgegangen, dass ich eine Liste aller Kleidungsstücke und ihrer Farben erstellt habe. Dabei zeigte sich schon, welche meine Lieblingsfarben waren und dazu auch die „guten“ Farben, die einen „gesund und gebräunt“ aussehen lassen. Beim Memademay auf instagram konnte ich dann an 31 outfits feststellen, welche Form von Silhouette mit gut stand und auch welche Farben und Kleidungsstücke am besten kombinierbar waren. Seit dem ahne ich, welche Farben und Silhouetten am vorteilhaftesten für mich sind.
Im Moment schreibe ich jeden Tag auf, welche Kleidungsstücke ich getragen habe und stelle damit meinen Bedarf fest. Neben zeitlichen Vorlieben sind es insbesondere auch Wetterumstände und Aktivitäten, für die wir gekleidet sein müssen, die die Garderobe, die wir brauchen, ausmachen. An Tagen mit Außenterminen, wichtigen Geschäftstreffen oder Videokonferenzen oder an solchen Tagen mit Homeoffice oder sportlichen Aktivitäten werden verschiedene Kleidungsstücke benötigt. Anscheinend kann man zudem grob von einem Garbeobenwechsel aller 3 Monate ausgehen, wobei manche Teile in mehreren Jahrenszeiten auftauchen (z.B. Hosen oder Strickjacken). Soweit meine Ansichten zum Thema. Bin gespannt auf die capsule wardrobe aus diesen Schnitten von dir. Und du weißt ja: LaMarinaPants geht immer 🙂 Liebe Grüße
Liebe Martha,
das klingt perfekt – genau auf dich und deinen Alltag abgestimmt.
Davon lässt sich sicher die ein oder andere inspirieren. Danke dir ganz lieb für dein Feedback!
Liebe Grüße! Petra
Ist mein Kommentar bei dir angekommen???
Japp! Hat alles geklappt. Ich bin nur erst jetzt zum Antworten gekommen ;.) Liebe Grüße! Petra