Tencel ist der neueste Trend bei den innovativen Stoffen – egal ob als Webware oder Jersey. Doch was unterscheidet ihn von Viskose, Modal & Co.?

TencelTM vs. Viskose

Wie alles anfing

Viskose ist die älteste Chemiefaser, die seit 1908 produziert wird und ursprünglich als Kunstseide vermarktet wurde. Sie besteht aus Zellulosefasern, die hauptsächlich aus zerkleinertem Holz gewonnen werden. Webware aus Viskose gibt es mittlerweile oft mit wirklich tollen Prints.

Viskose-Stoffe werden für ihre Weichheit und Fließfähigkeit geschätzt und lassen sich leicht bügeln. Damit eignet sie sich vor allem für sommerliche Projekte. Zugegeben, die Verarbeitung beim Nähen ist meist ein wenig tricky, da Stoffe aus Zellulosefasern oft recht flutschig sind. Stoffe aus Zellulosefasern gibt es mittlerweile nicht nur als luftig leichte Webware, sondern auch als Jersey oder Sweat.

In den 2020ern stiegen die Baumwollpreise massiv, und Zellulosefasern wie Viskose gewannen als billige Alternative an Attraktivität.

Viskose als herkömmliche Chemiefaser

Viskose

Herkömmliche Zellulosefasern wie Viskose und Cupro sind allerdings in Verruf geraten, da das Rohmaterial häufig aus illegaler Abholzung stammt. Spezielle Viskose aus Bambus punktet hier schon mal, da hier auf einen schnell nachwachsenden Rohstoff zurückgegriffen wird.

Die Verarbeitung mit Chemikalien wie Natronlauge, Schwefelkohlen­stoff und Schwefelsäure wirkt sich aber leider bei fast allen herkömmlichen Chemiefasern nachteilig auf Arbeiter und Umwelt aus. Zudem trägt die Herstellung von Viskosefasern zu mehr Treibhausgasemissionen bei als zum Beispiel die Herstellung von Baumwolle.

Tencel als Weiterentwicklungen von Viskose

TencelTM-Jersey

Tencel ist wie Modal eine Weiterentwicklung von Viskose. Für die Herstellung von Modal werden die Fasern hauptsächlich aus Buchenholz gewonnen. Modalfasern sind im Gegensatz zu herkömmlicher Viskose ähnlich saugfähig wie Baumwolle. Für das derzeit sehr beliebten Material Tencel werden so genannte Lyocellfasern verwendet, für die das Holz weitestgehend aus nachhaltig bewirtschafte­ten Wäldern stammt.

Aufgrund umweltschonender Lösungs­mittel und eines geschlossenen Kreislaufs gilt Tencel als die dritte Generation der Zellulosefasern. Sie ist deutlich we­niger umweltbelastend als Viskose. Neue Zellulosefasern können je nach Behandlung sogar biologisch abbaubar sein.

Die österreichi­sche Firma Lenzing hat sich auf diese umweltfreund­lichen Verfahren spezialisiert. Überall wo also der Handelsname Tencel™ drauf steht, sollte es also auch aus dieser Quelle stammen. Mehr Infos über die innovative Faser findet ihr auch direkt bei Lenzing.

Schnitte für Tencel & Co.

Neue regenerative Fasern sind wie herkömmliche zellulosebasierte Chemie­fasern weich und deutlich saugfähiger als erdölbasierte Chemiefasern, also Polyesterstoffe & Co. Es gibt sie natürlich auch als kuschelweichen Jersey oder Sweat und enthalten dann meist einen Elasthan-Anteil. Damit eignen sie sich gut als Ersatz für Baumwolljersey & Co. Man sollte hier nur darauf achten, dass sich bei fließenden Jerseys körperliche Unebenheiten gerne mal abzeichnen.

Schnittmuster mit Stoffempfehlungen für Viskose können problemlos aus Tencel genäht werden, wenn es sich ebenfalls um Jersey, Sweat oder dünne Webware handelt. Tencel-Webware hat vor allem einen glatten, kühlen Griff und eignet sich damit perfekt für luftige Blusen und Kleider.

Geeignete Schnitte für Jersey

Das »LaBasic Longsleeve« und die »LaBasic Leggings« lassen sich besonders gut aus hautschmeichlerischem Tencel-Jersey nähen. Das Longsleeve ist gerade locker genug, dass sich nicht alles abzeichnet. Für das »LaMarina Summerdress« ist zum Beispiel ein Tencel-Sommersweat perfekt.

Geeignete Schnitte für Jersey oder Webware

Bei den verschlusslosen Blusenshirts »LaWoodie Shirt«, »LaBlus Shirt« und »LaBlüsje« hast du die freie Auswahl, ob du sie aus Jersey oder fließender Webware nähst, da sie für beide Varianten konzipiert sind. Aus Jersey fallen sie einfach wunderschön, und aus Tencel-Webware hast du ganz schnell ein feines Teil im Schrank.

Geeignete Schnitte für Webware

Besonders fein ist eine Umsetzung aus Tencel-Webware. Wenn du schon erfahren bist und keine Angst vor flutschigen Stoffen hast, kannst du diese Schnitte aus dem tollen Stoff umsetzen:

Fazit: Viskose vs. Tencel

Herkömmliche Chemiefasern mit veralteten Prozessen sind aus Umweltsicht leider nicht empfehlenswert. Das ist wirklich schade, denn für Webware gibt es eine riesige Auswahl an tollen Mustern. Da die Herkunft aber selten eindeutig geklärt werden kann, nutze besser Zellulose-Alternativen, die mit modernen, umweltfreundlichen Herstellungsver­fahren arbeiten.

Die Lyocellfaser Tencel ist die umweltfreundlichste der aktuell verfügbaren Chemiefasern. Es gibt einige Hersteller – wie Fabrilogy, meetMILK oder Lebenskleidung –, die Fasern der Firma Lenzing verwenden. Und ich bin mir sicher, dass sich hier in Zukunft noch einiges tun wird.

Mehr Infos über Nachhaltigkeit beim Nähen

Noch mehr Fakten über umweltfreundliche Stoffe findet ihr in meinem Buch »Einfach nachhaltig nähen«. Dort findet ihr auch Infos zu Naturfasern wie Baumwolle, Hanf oder Leinen und noch mehr Anregungen zum Thema Nachhaltigkeit. Meine Buchvorstellung findest du hier.

Schreibt mir gerne in die Kommentare, auf was ihr beim Nähen achtet, um die Umwelt zu schonen. Ich freue mich sehr, wenn wir gemeinsam die Welt ein kleines Stückchen besser machen können.

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